Zwei Hausstände mit erlesenem Geschmack. Der Hausherr mit deutscher Herkunft, die Hausherrin mit libanesischen Wurzeln. Handwerklicher Qualitätsanspruch trifft auf arabische Sinnlichkeit. Die Herausforderung – den Stil beider Persönlichkeiten mit der Tradition des viktorianischen Gebäudes vereinen und ein gemeinsames Ganzes zu formen. Ein spannender Prozess, bei dem die Gestaltung in enger Absprache mit den Auftraggebern entstand. Beginnend mit einer respektvollen Kernsanierung der altehrwürdigen Bausubstanz, verbindet sich klassische Eleganz mit eklektisch-luxuriös anmutenden Details.
2019, Umgestaltung, London
Fotografie: Sofie Latour
Auszeichnung: Best of Interior 2021
Die Wohnung liegt im dritten Stock einer ruhigen Seitenstraße. Nur wenige Minuten vom Kensington Palace entfernt, ist das Viertel ein Ruhepol inmitten der Großstadt. Obwohl das Gebäude seit 50 Jahren nicht renoviert wurde, ist das Fundament des Hauses in einem außerordentlich guten Zustand. Ideale Bedingungen für einen Umbau mit hohem Anspruch an die handwerkliche Ausführung – umgesetzt von unserem Team in Kooperation mit der lokalen Bauleitung Palladian London.
Um ein offenes Raumgefühl zu erzeugen, wurden die Türlichten der gesamten Wohnung vergrößert. Speziell entworfene Glastüren sorgen für viel Tageslicht. Die Zargen sind dezent und schmal gehalten – aber dennoch schalldämpfend. Die aus Bronze gefertigten Rahmen und Türgriffe wirken schlicht und gleichzeitig modern. Der Stuck an Wänden und Decken steht in viktorianischer Tradition, handwerklich originalgetreu und mit höchster Qualität ausgeführt. Das Objekt lebt vom Spiel der Gegensätze. So treffen auch im Interieur klassische Elemente auf modernen Eklektizismus. Hier stehen zeitgenössische, künstlerische Unikate neben historischen Klassikern und Vintage-Möbeln.
Im Formal Living Room werden die Gäste am Kamin empfangen. Eingerahmt in brüniertem Messing, greift die Kaminhaube die Wandvertäfelung stilistisch auf. Diese stammt aus dem Brennofen des Kunstgießers Marc-Andreas Hofmeister – einer der wenigen, die das seltene Handwerk noch beherrschen. An den Formal Living Room schließt der Dining Room an. Neben der langen Tafel fällt der Glasvitrinenschrank ins Auge. Dieser zieht sich über die gesamte Länge des Raumes und ist ein wahres Schmuckstück. Die Türen aus massivem Messing und Glas sind aufwendig in der Konstruktion, in der Anmutung schlicht und hochwertig. Ein feines Metallgitter lässt die Gefäße auf Distanz nur erahnen.
In Küche, Formal Living und Dining Room ist Besuch immer herzlich willkommen. In den privaten Räumlichkeiten wird die Atmosphäre deutlich intimer – wie es sich im Dressing Room, Family Living Room und Schlafzimmer zeigt. Arabeske Ornamente zieren die Schiebetür zur Ankleide. So entsteht ein feines Spiel mit Transparenz und Durchlässigkeit. In der Ankleide selbst entfaltet sich die Stimmung aus Tausendundeiner Nacht. Die Wandschränke sind mit einem beigem Stoff bespannt, der im Licht golden schimmert. Die Türgriffe sind mit Perlmutt besetzt – ganz in der Tradition libanesischer Handwerkskunst.
Von der Kernsanierung über die Auswahl der Materialien bis zur Fertigung der Details im Interieur – jeder Aspekt der Wohnung wurde ganzheitlich gedacht, entworfen und umgesetzt. So entsteht aus vermeintlichen Gegensätzen ein Projekt wie aus einem Guss.
Das Ergebnis überzeugte auch die Jury des renommierten Callwey Verlags – wir freuen uns über die Nominierung für den “Best of Interior Award 2021”.